
Ra · Plankton: Kosmische Kuriere
Eine Menschheitskrise droht, das Fundament menschlichen Lebens auf der Erde zu zerstören. Ra & Plankton antworten darauf mit einer radikal humanen Vision – eine kosmische Menschheit, die ihre Grenzen und Beschränktheiten durch Empathie und Liebe überwindet. In der Stadt der Mauer und der Love Parade ist eine Musik für eine Welt ohne Grenzen entstanden – eine Musik, die das Menschliche ins Kosmische weitet und im Kosmischen wieder zu ihrer eigenen Menschlichkeit findet.
Aus den Vollen der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts schöpfend, verbinden Ra & Plankton Jazz, Klassik, Exotica und cineastische Avantgarde zu einer Klangwelt, die zugleich geerdet und transzendent ist – vertraut und doch entrückt. Luftig-transparent instrumentiert und von lässigen, oft schlagzeuglosen Grooves getragen, weitet das Album den Blick in den Kosmos – nicht als Flucht, sondern als Einladung, den Kollaps bisheriger menschlicher Systeme als einen notwendigen Neuanfang zu verstehen.
Dabei trifft Planktons enzyklopädisches Musikwissen und sein gewaltiges Archiv auf Ras Raffinesse im Umgang mit Sequencern, Hardware und Künstlicher Intelligenz. In monatelangen Sessions, mit präzise designten Textbefehlen und akribischem Sounddesign am PC, entwarfen die beiden ätherische akustische Visionen für eine Welt, die das Trennende überwindet und die Vielfalt feiert.
Die A-Seite bewegt sich leichtfüßig und tänzerisch durch das Universum: von der schimmernden Morgendämmerung der Vénus Matinée mit ihren Mancini-Anklängen über die verspielte Unberechenbarkeit von Planet außer Kurs bis zum hypnotischen Puls von Pulsar – einem interstellaren Bolero, der sich temperamentvoll entfaltet und mit Mariachi-Trompeten in galaktische Ekstase mündet. Nach dem taumelnden Labyrinth der Sterne lädt die elegante Saturn Soirée zum Cruisen zwischen den Ringen des Gasplaneten.
Die B-Seite schlägt deepere, dunklere Töne an. Darkstar und Nebula atmen mit choralen Stimmen die neblige Nostalgie großer orchestraler Sci-Fi-Klangwelten und spannen eine Linie von Gustav Holst über Bernard Herrmann bis in die Gegenwart – bevor Nautes Aetheris alles in einer schwerelosen Süße bündelt. Hier verdichtet sich Ras und Planktons humane Vision: Auch in der Dunkelheit ist es der Klang der Familie, der von einer gemeinsamen Zukunft kündet.
Ra & Plankton – die Kosmischen Kuriere – schenken den süßen Nektar eines fremdartigen Universums ein, das zugleich immer schon unsere Heimat war. Diese Musik präsentiert eine Gegenvision zu Hass, Spaltung und Zerstörung: elegant, hypnotisch, zeitlos – und ein Versprechen, dass eine Welt ohne Mauern nicht nur denkbar, sondern zum Greifen nah liegt.
Kurzbiographien
Plankton (Jens Strüver)
Jens Strüver – alias Plankton – ist Berliner DJ, Produzent und Gründer des Labels m=minimal und Archivar experimenteller Musiktraditionen. Als Teil von Formationen wie Borngräber & Strüver und J.R. Plankton verbindet er Krautrock-Heritage, Minimal-Techno und cineastische Klangforschung und brachte u. a. bislang vergriffene Conrad-Schnitzler-Aufnahmen wieder ans Licht. Seine aktuellen Projekte umfassen ein neues Album mit Stephan Mensger sowie das gemeinsam mit Marco Baldini, Werner Dafeldecker und Strüver realisierte Album Prismatic auf dem renommierten Label Room40. Zudem arbeitet Strüver an Musik von Conrad Schnitzler und Ernstalbrecht Stiebler. Mit seinen detailversessenen DJ-Sets und überraschenden Kollaborationen verkörpert Strüver eine Kuratorenrolle, die Klang-Archäologie und Avantgarde zu einer radikal humanen musikalischen Praxis verschmilzt.
Tim Ra
Tim Ra ist ein deutsch-amerikanischer Produzent, Rapper und Multimedia-Künstler, der in seiner Berliner Galerie Lovelab Dreamspace Synths, Sequencer und Künstliche Intelligenz zu futuristischen und psychedelischen Space-Visionen verschmilzt. Als Mitgründer der Electro-Hip-Hop-Formationen Splatterdandy und A.M.T. und Autor mehrerer Oral-History-Bücher über subversive Musikkulturen mit Max Dax verknüpft er unter seinem Pseudonym Robert Defcon seit Jahren Politik, Science-Fiction und Community-Aktivismus zu einer vielschichtigen Praxis und entwirft transmediale Visionen einer grenzenlosen, empathischen Menschheit – von psychedelischen Live-Shows bis zu KI-generierten Bild- und Filmwelten, die die Mauern im Kopf einreißen.